Gleich vorab, wir haben unsere Kletterausrüstung dabei, sind aber leider nicht zum Kletten gekommen. Unser Ziel ist das Donaudelta am Schwarzen Meer, wo wir Tiere fotografieren wollen.
Natürlich ist mir bei der Planung der Reise bewusst, das es mindestens 2500 km sind bis zum Schwarzen Meer. Obwohl ich genügend Ferien hätte, kann ich nur viere Wochen am Stück nehmen.
Von Zürich zu unserem ersten Etappenziel am Neusiedlersee läuft alles gut. Der Neusiedlersee ist eine äusserst interessante Gegend für die Vogelfotografie.
DF
Nach zwei Tagen am Neusiedlersee fahren wir weiter durch Ungarn. In diesem Moment treffen wir die erste Fehlentscheidung. Wir schaffen es nicht die E-Viniette zu lösen und denken "Egal, fahren wir ohne Autobahn!". Also schalten wir auf dem Navigationssystem auf 'Maut vermeiden'. Von da an wird es zäh auf den Strassen. Ungarn ist ein weites Land, die Nebenstrassen schmal mit grossen Schlaglöchern. Campingplätze die im Navi angegeben werden führen mehr als einmal ins Nichts und wir landen immer wieder auf Sandstrassen. Dies hier ist sicherlich eine sehr interessante Gegend, aber uns läuft die Zeit davon.
DF
Auf einer Nebenstrasse queren wir den unbemannten Zoll zu Rumänien und steuern direkt auf eine Tankstelle zu um eine Vignette für die Rumänischen Autobahnen zu kaufen. Jetzt haben wir zwar eine Vignette, aber es gibt hier keine Autobahn.
Um das Thema Autobahn hier zu beenden. Wir haben es tatsächlich geschafft, vom Neusiedlersee bis ans Schwarze Meer ohne Autobahn zu fahren. Nein es wir noch schlimmer, wir erfahren, dass hier, wie auch in Ungarn auch die Hauptstrassen mautpflichtig sind. Also sind wir auf Nebenstraasen durch Ungarn gefahren, da wir die Mautstrecken auf dem Navi ausgeschaltet hatten.
DF
Wenn mann mehr Zeit zur verfügung hat, hat diese Art zu reisen auch grosse Vorteile. Man ist näher bei den Leuten. Die Orte sind nicht so touristisch geprägt. Auf den Campingplätzen kommt man mit den wenigen anderen Touristen ins Gespräch. Die deutschsprachigen Touristen, die es hierhin verschlägt, sind vielfach auch sehr naturverbunden und fotografieren.
Die Rumänen sind für uns gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn sie kein englisch sprechen und das sind hier fast alle. Dann beachten sie einen nicht einmal, nicht nur einen Ansatz von einem Kommunikationsversuch. Ich denke nicht dass, sie etwas gegen uns haben, wir sind ihnen vermutlich einfach egal. Während der gesamten Reise gib es keinerlei Probleme, wir fühlen uns nie unwohl, oder wurden irgend wie bedroht.
DF
Nach acht Tagen bin ich ziemlich erschöpft, als wir am Abend endlich auf dem wunderschönen Campingplatz Lac Murighiol im Donaudelta ankommen. Ich nehme mir fest vor die nächsten Tage hier mal so richtig auszuspannen.
Am folgenden Morgen wasche ich noch den Camper, da alles stark verschmutzt ist und will den fast leeren Tank, in der Tankstelle in der Nähe, auffüllen. Leider handelt es sich um eine Schiffstankstelle. Auch diesmal hat mir das Navi einen Strich gespielt.
Es kommt leichte Hektik auf, aber mit etwas Glück schaffen wir es nach Tulcea, dort hat es bestimmt eine Tankstelle. auch nicht ganz ohne Probleme tanken wir in Tulcea. Denise möchte sich im Touristenbüro über eine Bootstour auf dem Donaudelta informieren. Einmalmehr führt uns das Navi, diesmal Google Maps an verschiedene Stellen im Hafen bis wir das Touristenbüro finden. Was uns aber auch nicht weiterhilft, denn das Büro wird gerade renoviert.
Die Stimmung sinkt augenblicklich auf den Donaugrund, wie sollen wir jetzt eine Schiffstour auf der Donau machen? Das bemerkt ein hochrangiger Kapitän, der gerade neben dem Hafenbüro steht. Er fragt uns was wir den geplant hätten. Denise erklärt ihm, das wir eine mehrtägige Bootstour mit Schwerpunkt Vogelbeobachtung unternehmen wollen. Der Kapitän greift zum Handy und drei Minuten später steht Mihai Baciu neben uns, die Koryphäe was Vogelfotografie im Donaudelta angeht. Der sticht morgen für eine Woche in See mit Vogelbeobachtern aus Europa. Mihai ist bereits für die ganze Saison ausgebucht, aber für den nächste Trip haben zwei abgesagt.
Somit ist auch der Beweis erbracht, das die Dümmsten am meisten Glück haben! Denn die folgenden drei Tage sind der Hammer!
DF
Wenn wir gewusst hätten wie toll diese Boodstour wird hätten wir bestimmt die ganze Tour gebucht, aber wir müssen uns innert Minuten Entscheiden und haben keinerlei Informationen. Also buchen wir drei Tage von der sechstägigen Tour.
Von Tulcea fährt uns Mihai Baciu unser Kapitän und Führer mit seinem grösseren Boot mitten ins Donaudelta zum Dorf Mila 23, das nur auf dem Wasserweg zu erreichen ist. Da werden wir alle die nächsten drei Tage in Gasthäusern logieren. Von hier aus fahren wir im kleineren Boot, mit Fassungsvermögen neunPersonen plus Kapitän, in die kleinen Kanäle. Hier zeigt sich die Stärke von Mihai, der hier zuhause ist und sogar ein eigenes Buch über die Vögel im Donaudelta geschrieben hat. Er weiss genau wo wir gute Fotos machen können und zu welcher Tageszeit es wo am besten ist. DF
Das Buch von Mihai Baciu
Nach unserer Bootstour können wir uns endlich einige Tage auf dem Campingplatz Lac Murighiol entspannen. Bevor es der Küste am Schwarzen Meer nach hinunter geht. Eines gilt für die gesamte Reise, egal wo wir sind, oder wo es uns hin verschlägt, wir entdecken immer etwas ganz besonderes. Diese Reise verlangt uns viel ab, aber sie gib uns noch viel mehr zurück! DF
Für mich ist klar, auf dem Nachhauseweg werde ich die eine Autobahn, die es hier gibt nicht mehr verlassen. Mit einer kleinen Ausnahme, ich will noch Bären sehen. Also gönnen wir uns noch einen Abstecher zur Transfagarasan Hochstrasse, die zwar noch geschlossen ist, aber von Süden her bis zum Kilometer 104 befahren werden kann. Kaum hat die Hochstrasse angefangen, sehen wir grosse Plakate, die von Bären warnen. Ich denke noch, ja schön wäre es, wenn wir einen sehen würden! Nur einpaar Kilometer weiter halte ich neben einer nichtbefahrbaren Brücke, um herunter zu schauen. Da flippt Denise neben mir fast aus, ein Bär!
Tatsächlich am Talgrund sucht ein Bär seelenruhig nach fressen. Wir fotografieren was das Zeugs hält, mit allem was wir haben und haben tun wir viel! 😊
Uns wunder nur wieso alle Anderen einfach weiterfahren ohne dem Bären Beachtung zu schenken. Erst als wir etwa einen Kilometer weiter fahren wird uns allmählich klar, das ein Bär hier nichts besonderes ist. Hier stehen die Bärenmüttern mit ihren jungen am Strassenrand um zu betteln. Natürlich habe ich auch von den Bettelbären auf der Transfagarasan gelesen und deshalb sind wir ja auch hier, aber so krass hätte ich es nie erwartet.
Läute: Ihr müsst euch doch bewusst sein, wenn ihr die Bären Füttert, ist dass das Todesurteil für sie!
DF
Fazit über die Rumänienreise:
Diese Reise war mit 6000 Kilometern in vier Wochen sehr anstrengend. Wir haben täglich viele besondere Dinge entdeckt und interessante Leute kennengelernt. Die Reise wird mir noch lange gut in Erinnerung bleiben.